Verbauen wir uns nicht die Zukunft
Spätestens seit im letzten Jahr von der Regierung die österreichische Bodenschutzstrategie zu Papier gebracht wurde, ist auch die breite Masse der Bevölkerung aufmerksam geworden auf eine der größten ungelösten Umweltherausforderungen Österreichs: den enormen Bodenverbrauch.„Innen- vor Außenentwicklung“ – so lautet ein grundlegendes Prinzip der Stadt und Regionalplanung. Die Realität sieht in Österreich jedoch anders aus. Boden – eine unvermehrbare Ressource – wird täglich im Ausmaß von durchschnittlich 11,5 ha, das entspricht 16 Fußballfeldern, zugunsten von Verkehrsflächen und Gebäuden konsumiert. ‚Konsumiert‘ bedeutet in diesem Zusammenhang ‚versiegelt‘, was ganz allgemein zur Folge hat, dass kein Austausch mehr zwischen Boden und bodennaher Atmosphäre stattfinden kann. Diese Trennung unterbindet nicht nur Austauschprozesse des Wasserkreislaufes, wie Versickerung oder Verdunstung, sondern raubt auch wichtigen Organismen den Lebensraum.
Besonders in Städten konnte wohl schon jeder die Folgen beobachten oder spüren: Bei Starkregen fluten Straßen, da Sickerflächen fehlen, bei Sonne heizt sich versiegelte Oberfläche auf. Ist Boden einmal verdichtet, so ist die Erde kaum in den lockeren, belüfteten Zustand zurückzuversetzen.
Was kann also getan werden? Neben einer Raumordnungspolitik, die unter dieser Prämisse handelt und dem ‚Flächenfraß‘ in Form ausufernder Siedlungsgebiete vorbeugen kann, muss auf Bauen im Bestand gesetzt werden. Für jede Wohneinheit, die im bestehenden Siedlungsgebiet anstatt ‚auf der grünen Wiese‘ entsteht, muss keine zusätzliche Erschließung durch asphaltierte Wege und Straßen erfolgen. Genauso müssen Kanal, Strom- und Gasleitungen, nicht maßgelblich weiter verlegt werden, was die ebenso nennenswerte unterirdische Versiegelung in Grenzen hält.
Gerade die Gebäudesanierung und -erweiterung – etwa durch Aufstockung – spart nicht nur Boden, sondern auch Baustoffe. Ideal ist etwa die Sanierung von Objekten innerhalb des Stadtgebietes, in denen zuvor keine Wohnnutzung stattgefunden hat und denen durch geschickte Konzepte neues Leben eingehaucht werden kann. Wer sich Gedanken über die Zukunft macht, sollte daher ein Investment in ein Sanierungsprojekt - wie beispielsweise ein Bauherrenmodell - vorziehen.