Chancen 2024: Der Immobilienmarkt im Wandel
Die aktuelle Marktsituation
Seit dem Ende der Finanzkrise 2009 erlebte der Immobilienmarkt einen kontinuierlichen Aufwärtstrend, der durch das Phänomen der "Flucht in Betongold" angetrieben wurde. Der Markttrend der letzten Monate zeigte jedoch eine veränderte Dynamik: Die Zinslandschaft hat sich drastisch gewandelt, denn mit insgesamt 8 Erhöhungen sind die Leitzinsen auf 4,5% gestiegen. Das erschwert die Kreditvergabe und führt zu einem Rückgang der Nachfrage nach Eigentum. In Kombination mit einer rückläufigen Bautätigkeit, führt das zu einer verstärkten Nachfrage nach (leistbaren) Mietobjekten. Gleichzeitig rücken ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) stärker in den Fokus der Branche, was den Immobilienmarkt nachhaltig prägt.
Zinslandschaft: Zwischen Erwartung und Realität
Die Zinserhöhungen stellen Immobilien-Investor:innen nach wie vor vor Herausforderungen. Eine baldige Lockerung der Geldpolitik durch Zinssenkungen scheint zum aktuellen Zeitpunkt unwahrscheinlich. Die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen im Jahr 2024 haben sich als verfrüht erwiesen, da sowohl aktuelle Wirtschaftsdaten als auch zurückhaltende Kommentare von Zentralbankvertretern darauf hindeuten, dass eine Zinswende noch einige Monate auf sich warten lässt. Die Gründe für diese vorsichtige Haltung sind vielfältig und spiegeln die komplexen Herausforderungen wider, mit denen sich die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank (EZB) konfrontiert sehen. Dabei spielen geopolitische Unsicherheiten, Arbeitsmärkte und das bevorstehende Wahljahr 2024 eine Rolle, die gemeinsam die mittelfristige Inflationsentwicklung schwer vorhersagbar machen.
Baukostenentwicklung: Herausforderungen und Trends
Lieferkettenunterbrechungen und Rohstoffengpässe aufgrund der weltwirtschaftlichen und -politischen Lage haben in den letzten Jahren zu steigenden Preisen in der Bauindustrie geführt. Darüber hinaus erfordern die ambitionierten Klimaziele zunehmend strengere Vorschriften und Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden. Daraus folgt ein erhöhter Bedarf an umweltfreundlichen Baumaterialien und Technologien, die oft teurer in der Anschaffung sind. Die Baukostenentwicklung hat somit direkte Auswirkungen auf die Gesamtkosten von Immobilienprojekten und beeinflusst die Rentabilität von Investitionen. Investor:innen und Entwickler stehen vor der Herausforderung, diese Kostensteigerungen zu managen, ohne die Endpreise für Käufer:innen und Mieter:innen unerschwinglich zu machen. Eine effiziente Projektplanung und der Einsatz innovativer Technologien und Baumaterialien werden immer wichtiger, um diese Balance zu erreichen und gleichzeitig den Anforderungen an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gerecht zu werden.
Nachhaltigkeit im Fokus
Der Immobiliensektor steht vor der Herausforderung, seinen beträchtlichen Anteil am globalen Energieverbrauch und CO2-Ausstoß zu reduzieren. Mit 75% aller Gebäude, die energetisch nicht auf dem neuesten Stand sind, und einer Renovierungsrate von 1% in Europa, wird es immer notwendiger in energieeffiziente Lösungen zu investieren. Technologien für nachhaltiges Bauen, einschließlich energieeffizienter Materialien und Konstruktionstechniken, gewinnen an Bedeutung, um den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden zu reduzieren. Energieeffiziente Gebäude senken nicht nur die Betriebskosten, sondern sind auch für Eigentümer:innen und Mieter:innen zunehmend attraktiver, was wiederum zu höheren Miet- und Verkaufspreisen führen kann. Die Nachfrage nach nachhaltigen und umweltfreundlichen Immobilien steigt, angetrieben durch das Bewusstsein für den Klimawandel und die Nachhaltigkeitsziele, was langfristige finanzielle Stabilität und Wertsteigerungen verspricht.
Digitale Transformation
Innovationen wie VR, AR, KI und Blockchain revolutionieren den Immobilienmarkt, von der Immobiliensuche bis hin zu Transaktionen. Smart-Home-Technologien bieten verbesserte Energieeffizienz, Sicherheit und Komfort. Online-Plattformen und -Marktplätze erleichtern die Kauf- und Verkaufsprozesse, indem sie umfassende Marktinformationen, virtuelle Touren und digitale Vertragsabschlüsse anbieten. Zudem ermöglicht die Blockchain-Technologie transparente und sichere Transaktionen und bietet neue Möglichkeiten für die Immobilienfinanzierung und -investition.
Immobilienpreisentwicklung: Ausblick und Analyse
Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Immobilienmarkt robust, mit einem kontinuierlichen Anstieg der Immobilienpreise, wenngleich in einem moderateren Tempo. Regionale Unterschiede sind zu beobachten, wobei attraktive Lagen und energieeffiziente Immobilien besonders gefragt sind. Eine Umfrage des Economic Experts Survey (EES) des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) untersucht Immobilienpreiserwartungen von Ökonominnen und Ökonomen auf globaler Ebene. Das Ergebnis: Weltweit werden in den nächsten zehn Jahren hohe Anstiege der Immobilienpreise erwartet. Demnach wird die jährliche nominelle Steigerungsrate weltweit im Mittel 9% betragen. Für Österreich werden rund 6,9% Steigerung erwartet, beeinflusst durch Faktoren wie die Entwicklung der Baukosten, Energiepreise und weltpolitische Ereignisse.
Chancen in einem dynamischen Markt
Der Immobilienmarkt steht auch 2024 vor diversen Herausforderungen, bietet aber auch substantielle Chancen. Obwohl gegenwärtige Unsicherheiten bestehen, zeichnet sich für die Weltwirtschaft dennoch ein vorsichtig optimistisches Bild ab, mit einem prognostizierten Wachstum, das dem langfristigen Durchschnitt entspricht. Es wird erwartet, dass die Inflationsraten weiterhin zurückgehen, was schlussendlich den Weg für mögliche Zinssenkungen ebnen könnte.
Doch auch in einem inflationären Umfeld erweisen sich Immobilien als werthaltige Anlagen. Die negative Realrendite traditioneller Sparformen verstärkt die Attraktivität des Immobilienmarktes als Anlageoption, insbesondere für langfristig orientierte Investor:innen.
Die richtige Strategie, ein Fokus auf Nachhaltigkeit und die Nutzung innovativer Technologien können den Weg für erfolgreiche Investments ebnen.