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Immobilienmarkt

3 Jahre Inflation am Bau

Lange und sorgenvoll erwartet, ist sie nun seit drei Jahren ungebetener Gast in allen Haushalten: Die Inflation in Gestalt rasant steigender Preise. Eine erste Bilanz für Immobilieninvestoren.
Lesedauer: 3 Min.
Veröffentlicht: 13.11.2023
Mitarbeiter wohninvest
DI Pavlo Kutsarov
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Alles wird teurer, manches ein bisschen mehr. Die Kosten für Wohn- und Siedlungsbau haben sich seit 1990 ziemlich genau verdreifacht. Wurde es bis 2020 im Schnitt pro Jahr etwa 2,7% teurer, Wohnraum zu schaffen, betrugen die Steigerungen 2021 12% und 2022 13%. Heuer halten wir bis zum Ende des 3. Quartals bei 1,1%. Rein rechnerisch haben wir damit in drei Jahren die ansonsten in elf Jahren übliche Entwicklung hingelegt.

Mit dieser Entwicklung liegen die Baukosten etwas über der Entwicklung der Verbraucherpreise im selben Zeitraum. Die stiegen zwischen 1990 und 2020 im Mittel jährlich ziemlich genau im Bereich des EZB-Ziels von 2% (2,05%). Inklusive der drei Inflationsjahre kosten die Produkte des Standardwarenkorbs das 2,2-fache von 1990.

Im Osten weniger dynamisch, im Süden besonders stark - so entwickelten sich die Baukosten in den Inflationsjahren 2020-2023.

Ein Blick auf die Entwicklung der Baupreise zeigt, dass bis Ende 2020 vor allem die Lohnkosten der primäre Treiber der Preissteigerungen waren und sich die sonstigen Kosten moderierend auf deren Entwicklung ausgewirkt haben. Anfang 2022 wird der Lohnfaktor überholt und liegt noch immer etwas unter den sonstigen Preisfaktoren.

Regionale Unterschiede

Bauen erfordert immer noch mehr fleißige Hände als die teilweise hoch automatisiert hergestellten Produkte des Standard-Warenkorbs. Das dürfte auch der Grund für die regionalen Unterschiede bei der Kostenentwicklung der letzten drei Jahre sein: Im mit Arbeitskräften vergleichsweise gut ausgestatteten Osten des Landes blieb die Preisentwicklung unter dem Durchschnitt, während vor allem im Süden (Steiermark, Kärnten) die Entwicklung entschieden darüber lag.

Bauen brauchen viele fleißige Hände. Die Löhne waren am Bau seit den Neunziger Jahren wesentlicher Preistreiber - bis die Inflation einsetzte.

Spitzenreiter Holz und Glas

Bei der Kostenentwicklung der Professionisten stechen einzelne Leistungsgruppen besonders hervor. Manche positiv: Die vielgescholtenen Aufzugsbranche etwa beginnt überhaupt erst seit Anfang 2022, ihre Preise relativ moderat an die allgemeine Preisentwicklung anzupassen. Auch Wärmedämmung blieb trotz der durch Förderungen erhöhten Nachfrage zumindest im Durchschnitt. Demgegenüber schossen die Preise für Holzbau, und etwas später für Glasfassaden schon Anfang 2021 massiv in die Höhe, um sich erst gegen Ende dieses Sommers wieder zu beruhigen.

Dynamik gebremst

Das Schlimmste mittlerweile vorbei, im Vergleich zum Jahresbeginn beträgt die Steigerung der Baupreise nur noch 1,1%. Wie erwartet, hat sich gegen Ende des letzten Jahres die Preisdynamik entspannt. Vor allem die Installationsgewerke - Wasser, Gas, Elektro - widersetzen sich dem Trend noch ein wenig.

Kostenentwicklung von 11 Jahren - in drei.

Baukostenentwicklung nach Leistungsgruppen

Insgesamt zeigt sich jedoch deutlich das Bild einer sinkenden Preisdynamik aufgrund nachlassender Nachfrage. Nachlauffaktoren wie die zu erwartenden hohen Lohnabschlüsse werden zu einem weiter erhöhten Preisniveau beitragen, sind jedoch in den Planungen der Unternehmen für das nächste Jahr bereits eingepreist. Hauptimpuls für auf die Entwicklung der Nachfrage werden die Finanzierungskosten sein. Vom regulatorischen Umfeld (Bauvorschriften, Förderungen, Regeln für die Kreditvergabe) erwarten wir für Investoren eher positive Signale. Die von der Konjunktur grundsätzlich unabhängige Nachfrage nach Wohnraum wird mittelfristig jene bevorzugen, die trotz schwieriger Rahmenbedingungen Angebot geschaffen haben.

Daten: Statistik Austria, Datenstand 3. Quartal 2023, Grafiken (c) wohninvest GmbH

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